
Diese Phase dauert meistens um die 14 Tage.
Schon kurz nach dem Eisprung können manche Frauen, die sensibel darauf reagieren, den Abfall der Östrogenproduktion spüren und sich zunehmend innerlich aufgewühlt und verletzlich fühlen.
Der innere Herbst stellt für viele Frauen die herausforderndste aller Phasen dar.
Der Progesteronspiegel steigt an, dadurch ebbt die produktive, dynamische Energie des Sommers langsam ab und wendet sich zunehmend nach innen.
Das Loslassen und Abschließen mit der zumeist als vorwiegend positiv erlebten Follikelphase kann schwerfallen und man versucht an der Energie des Sommers festzuhalten. Der Körper bereitet sich aber jedes Mal auf eine mögliche Schwangerschaft vor und versucht so für Entschleunigung zu sorgen.
Die eigenen Bedürfnisse und Grenzen treten jetzt wieder stärker in den Vordergrund. Es können Gefühle der Traurigkeit, Frustration, Gereiztheit, Wut oder Selbstabwertung aufkommen. Die Stimme der inneren Kritikerin wird laut.
Das Verhalten von anderen kann zunehmend negativ interpretiert werden und so entstehen schneller Konflikte. Starke Stimmungsschwankungen und Schuldgefühle können die Folge sein.
Auf körperlicher Ebene können unter anderem folgende Symptome auftreten: Müdigkeit, Brustspannen, Blähungen, allgemeines Gefühl des “aufgedunsen” Seins durch Wassereinlagerungen, Gelenkschmerzen, Verdauungsprobleme, Kopf- oder Rückenschmerzen, Nachtschweiß, Heißhunger, schlechteres Hautbild, verringerte Libido, Verschlimmerung bestehender Erkrankungen.
In dieser Phase gilt es ausgesprochen gut für sich selbst zu sorgen. Ein niedriger bzw. instabiler Blutzuckerspiegel kann die prämenstruellen Symptome verschlimmern. Außerdem ist der Kalorienbedarf etwas höher als in der Follikelphase. Nährstoffreiche und regelmäßige Mahlzeiten stellen also die Basis für das allgemeine Wohlbefinden dar, ebenso wie ausreichende Ruhephasen und genügend Schlaf.
Trotz Allem bringt diese herausfordernde Zeit auch ein großes Potential mit sich. Jetzt ist die Gelegenheit, sich der wahren inneren Gefühlswelt zuzuwenden, auch um innere Verletzungen, Ängste und Sorgen zu spüren und anzuerkennen. Die Intuition ist stark und die Fähigkeit Dinge zu hinterfragen präsent.
Auf diese Weise lässt sich innere Klarheit gewinnen, auch in Beziehungen – etwa indem man lernt, „Nein“ zu sagen und die Dinge beim Namen zu nennen. Die im inneren Herbst so oft empfundene Wut kann richtungsweisend sein. Sie richtet den Blick auf Probleme, die ohnehin schon zuvor bestanden haben. Es ist möglich diese Wut in eine positive Kraft umzuwandeln und als starken Antrieb zu nutzen. Schon lange überfällige Angelegenheiten können geklärt werden und es wird leichter möglich, sich aus Abhängigkeiten zu lösen. Es ist sehr wichtig, alle in dieser Phase auftretenden Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen und nicht zu versuchen, sie zu unterdrücken oder zu ignorieren.
Wie du im inneren Herbst gut für dich sorgen kannst:
Nährstoffreiche, regelmäßige Mahlzeiten
Vermeidung von Alkohol, Koffein und Zucker
Ausreichend Schlaf
Ruhepausen, wenig Termine
Die Phase nach außen kommunizieren (an Partner*innen, Freund*innen, Familie und sonstige nahestehende Personen)
Die eigenen Bedürfnisse und Gefühle respektieren und dem Umfeld mitteilen; wann immer nötig „nein“ sagen
Großzügig Unterstützung einholen z.B. im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung
Aufräumen und „ausmisten“, sowohl im Inneren als auch im Äußeren
Die feurige Energie in kreativer Betätigung ausdrücken
Sport und Bewegung nach persönlichem Empfinden
Selbstmassage oder sich massieren lassen; sonstige Self-Care-Rituale
Selbstmitgefühl und Akzeptanz
Bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel (Omega 3 Fettsäuren, Eisen, Probiotika, Magnesium, B-Vitamine, Vitamin D, Zink, Selen)
Es ist davon auszugehen, dass bis zu 90% aller Frauen zeitweilig von irgendwelchen PMS-Symptomen betroffen sind. Eine schwere Form der prämenstruellen Symptome ist die so genannte PMDS - prämenstruelle dysphorische Störung. Hier nehmen vor allem die psychischen Symptome extreme Ausprägungen an. Diese können sein: Depressionen, starke Reizbarkeit, Ängste, Panikattacken, Weinkrämpfe oder Selbstmordgedanken. Die PMDS stellt eine offizielle Diagnose mit bestimmten Diagnosekriterien dar. Schätzungsweise 3-8% aller Frauen leiden darunter. Hier kann unter anderem auch der Einsatz von Medikamenten sinnvoll sein. Bei wiederholtem Auftreten von PMS oder sogar PMDS sollte auch in Betracht gezogen werden, ob möglicherweise eine Östrogendominanz bzw. ein Progesteronmangel vorliegt. Generell lassen sich wahrscheinlich viele Beschwerden und Erkrankungen im gynäkologischen Bereich auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückführen. Das weibliche Hormonsystem reagiert sehr sensibel auf innere und äußere Einflüsse. Eine angepasste Ernährung, ein bewusster Lebensstil und das Wahren und Respektieren der eigenen Bedürfnisse und Grenzen können dem gezielt entgegenwirken.
Falls du an starken PMS oder sogar PMDS Symptomen leidest, solltest du dich aber in jedem Fall an qualifizierte Fachpersonen wenden und dir professionelle Unterstützung holen!
Abschließend ist zu sagen, dass es wichtig ist, die Beschäftigung mit dem eigenen Zyklus als fortlaufenden Lernprozess zu sehen. Ein Lernprozess der Neugier, Geduld und auch Durchhaltevermögen erfordert, der sich aber in jedem Fall lohnt. Die einzelnen Phasen wechseln nicht von einem Tag auf den anderen, sie gehen immer fließend ineinander über. Es gibt “Übergangstage” von einer Phase zur nächsten. Wann diese Übergangstage sind, kann variieren – sogar von Monat zu Monat oder je nach aktueller Lebensphase. Darum ist es wichtig, stets mit diesem Prozess im Fluss zu bleiben. Auch das Erleben und die Gefühle, die man mit den einzelnen Jahreszeiten verbindet, können sich verändern.
Jede der 4 Zyklusphasen hat genauso ihre positiven Seiten, wie auch speziellen Herausforderungen. Sie bieten, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen, immer ein Potential für persönliches Wachstum und tieferes inneres Verständnis. Je mehr es uns gelingt, das zyklische Geschehen psychisch zu integrieren, desto mehr ist auch eine Integration der zyklischen Natur allen Lebens möglich. Dies bereitet in weiterer Folge den Weg für eine tiefe spirituelle Erkenntnis und Lebenserfahrung. Die lineare und männlich geprägte Sichtweise der Welt ist zwar sehr hilfreich, um logische Schlüsse zu ziehen und Dinge zu konstruieren, sie ist aber nur für sich genommen unvollständig.
Ein Verständnis für den eigenen Zyklus zu haben, ist auch im Hinblick auf die bevorstehende Umbruchsphase – die Wechseljahre – von Bedeutung. Sich selbst gut zu kennen und nicht das Gefühl zu haben, den Hormonschwankungen hilflos „ausgeliefert“ zu sein, stellt eine gute Basis dar, gestärkt und selbstbewusst in diesen kommenden Transformationsprozess zu starten.
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