ADHS und Zyklus
- Karin
- 27. März
- 4 Min. Lesezeit

Warum es für Frauen* mit AD(H)S so wichtig ist, ihren Zyklus zu kennen:
In unseren bisherigen Blogartikeln sind wir bereits tief in die faszinierende Welt der Zyklusphasen eingetaucht und haben erklärt, warum es für Frauen* generell so kraftvoll sein kann, ihren Zyklus zu verstehen und bewusst zu begleiten.
Diesmal wollen wir dieses Wissen noch einen Schritt weiterdenken – und zwar speziell für Frauen* mit AD(H)S.
Denn: Wer AD(H)S hat, erlebt die Welt oft intensiver, bunter, lauter – und manchmal auch chaotischer.
Der eigene Zyklus kann dabei nicht nur eine zusätzliche Herausforderung sein, sondern auch ein Schlüssel zur Selbstregulation und mehr Leichtigkeit im Alltag.
Hormon-Wellen und Neurotransmitter – was im Körper wirklich vor sich geht
Frauen* mit ADHS oder ADS reagieren sensibler auf Reize (im Innen, sowie im Außen) und dazu zählen auch die inneren Schwankungen des Hormonhaushalts.
Denn während viele Menschen den Zyklus eher beiläufig wahrnehmen, spüren Frauen* mit AD(H)S seine Auswirkungen oft deutlich: Stimmungstiefs, Konzentrationsprobleme oder innere Unruhe können sich von Phase zu Phase massiv verändern.
Ein spannender Zusammenhang: Der Östrogenspiegel beeinflusst maßgeblich unsere Neurotransmitter – also Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Gerade Dopamin steht bei AD(H)S im Fokus, da es hier typischerweise in geringerer Menge oder Wirksamkeit vorhanden ist.
Östrogen wiederum verlangsamt den Abbau dieser Botenstoffe – was bedeutet: In der ersten Zyklushälfte, wenn Östrogen steigt, verbessern sich oft auch die AD(H)S-Symptome. Konzentration, Stimmung, Motivation – plötzlich fühlt sich vieles leichter an.
Doch in der zweiten Hälfte, wenn Östrogen sinkt, kippt das Bild: Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, Schlafprobleme oder impulsives Verhalten können zunehmen.
Viele Frauen* mit AD(H)S berichten von heftigen PMS-Beschwerden – einige leiden sogar unter PMDS, einer besonders belastenden Form mit starken psychischen Symptomen.
Selbstbeobachtung als Superkraft
Was hilft?
Bewusstsein. Zykluswissen. Selbstbeobachtung.
Denn je besser du deine eigenen Rhythmen verstehst, desto gezielter kannst du damit umgehen. Es lohnt sich, ein paar Wochen oder Monate lang deinen Zyklus zu tracken – nicht nur, wann deine Periode beginnt oder welche körperlichen Symptome du hast, sondern auch AD(H)S-spezifische Symptome, wie z.B.:
Wie gut kannst du dich konzentrieren?
Wann fällt es dir leichter, Entscheidungen zu treffen – und wann fühlst du dich schnell überfordert?
Welche Tätigkeiten machen dir in welcher Phase Spaß – und wann öden sie dich nur an?
Wie stark ist deine innere Unruhe?
Wie schläfst du – und wie verändert sich dein Appetit?
Wann reagierst du besonders sensibel auf äußere Reize (andere Menschen, Umgebung usw.)?
Gibt es wiederkehrende Streitpunkte in Beziehungen, die sich zyklisch zu wiederholen scheinen?
All diese Infos können wie Puzzlestücke sein, die ein klareres Bild deiner Bedürfnisse, Stärken und Trigger zeichnen. Und plötzlich wird verständlich, warum du dich an manchen Tagen wie eine Superheldin fühlst – und an anderen dir einfach nur die Decke über den Kopf ziehen möchtest.
Zyklusphasen & AD(H)S – ein Blick in die vier Jahreszeiten deiner inneren Welt
Menstruation (innere Winterzeit)
Hier ist häufig der "Gehirnnebel" besonders dicht: Konzentration scheint kaum möglich. Die Gedanken schweifen ab, Reize prasseln ungefiltert auf dich ein. Stimmungsschwankungen, Selbstzweifel und Überforderung stehen oft auf der Tagesordnung.
Besonders wichtig: Sanft zu dir sein. Dinge reduzieren. Pausen einplanen. Dich nicht für fehlende Produktivität verurteilen.
Follikelphase (innerer Frühling)
Das Dopamin tanzt, die Kreativität sprudelt. Jetzt ist Energie da!
Doch Achtung: Diese Phase lädt dazu ein, sich zu viel aufzuhalsen – mit späterem Preis. Nutze die Energie weise: zum Planen, Vorkochen, Strukturieren.
Auch Sport und Muskelaufbau passen gut hier rein. Und wenn du wichtige Aufgaben erledigen musst – jetzt ist der ideale Zeitpunkt.
Ovulation (innerer Sommer)
Strahlkraft pur – aber auch eine gewisse Rastlosigkeit.
Die Gefahr: zu vielen Verbindlichkeiten zustimmen, über die eigenen Grenzen gehen, Impulsivität. Auch der Appetit kann sinken – trotzdem: regelmäßig essen bleibt wichtig.
Lass dir Raum für Fokus – und verschiebe unliebsame Aufgaben getrost in ruhigere Zeiten.
Lutealphase (innerer Herbst)
Die Stimmung wird kühler, der Fokus bröckelt. PMS oder sogar PMDS können auftreten. Viele Frauen* mit AD(H)S erleben hier eine emotionale Achterbahnfahrt. Selbstzweifel, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder Ängste sind keine Einbildung – sie haben eine biochemische Grundlage.
Jetzt heißt es: Selfcare radikal ernst nehmen!
Ruhe, Struktur, weniger Reize. Und bei starken Symptomen – hol dir Hilfe.
Auch medikamentöse Unterstützung kann sinnvoll sein.
Fazit: Dein Zyklus ist kein Störfaktor – sondern ein Kompass
Für Frauen* mit AD(H)S ist das Verständnis des eigenen Zyklus kein nettes Extra – es ist ein echter Gamechanger. Es hilft, sich selbst besser zu verstehen, wiederkehrende Muster zu erkennen und die eigene Lebensgestaltung daran auszurichten.
Dein Zyklus kann dir zeigen, wann du was brauchst, wann du in deine Kraft kommst – und wann du dich lieber zurückziehen solltest.
Und genau darin liegt eine große Stärke:
Du lernst, mit dir zu leben – statt gegen dich.
Wenn du noch mehr über dieses Thema erfahren möchtest und wie du dein Zykluswissen in deinen Alltag integrieren kannst, folge uns gerne auf Instagram!
Auch ein Zyklusworkshop für Frauen* mit AD(H)S ist in Planung.
Wir freuen uns, von dir zu hören!
Alles Liebe,
Natalie & Karin
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